Verharmlosung von Verbraucher-Abzocke durch die Fuldaer Zeitung; offener Brief

Sehr geehrte Herren Schmitt, Tuncay und Tillmann,

auf der Titelseite der Ausgabe der Fuldaer Zeitung vom 27. Mai 2019 kritisiert Ihr Autor Manfred Schermer den Vorstoß der SPD-Bundestagsfraktion, härter gegen überhöhte Ticket-Preise bei Internetplattformen wie „Viagogo“ vorzugehen. Seiner Meinung nach gehe es der Plattform darum, „Käufer und Verkäufer zusammenzubringen“. Er warnt in seinem Kommentar „Lasst die Steine rollen“ vor einem „staatlichen Eingriff, der uns zurück in die Zukunft des Sozialismus beamt“. Schließlich zwinge nach seiner Ansicht kein Mensch den Käufer, astronomische Summen auszugeben.

Der SPD-Unterbezirk Fulda fordert den Verlag Parzeller und die Fuldaer Zeitung auf, sich von diesem Kommentar deutlich und öffentlich zu distanzieren.

Es ist für uns unverständlich, wie ein Verlag, der über „ADticket“ selber seriös mit Tickets handeln möchte, ein Geschäftsgebaren wie von Viagogo derartig verharmlosen kann.

Hätte der Autor auch nur eine Minute darauf verwandt, seiner journalistischen Sorgfaltspflicht nachzukommen, hätte er einige beunruhigend Fakten über das Schweizer Unternehmen Viagogo herausgefunden. Sportvereine, Fans und Konzertveranstalter raten dringend von der Tauschbörse ab. Ebenfalls warnt die Verbraucherzentrale Bayern vor zu hohen Preisen und Willkür. Zudem sei nicht ersichtlich, wer von dem Preisaufschlag (manche Tickets kosten das Dreifache des Originalpreises) profitiert, da die Verkäufer anonym bleiben. Es ist nachgewiesen und ausführlich darüber berichtet worden, dass mit Hilfe von automatisierten Programmen massenhaft Eintrittskarten bei den Veranstaltern gekauft werden, um dann überteuert über Viagogo wieder angeboten zu werden. Nicht selten ist es in der Vergangenheit vorgekommen, dass über Viagogo gefälschte Karten verkauft wurden – teilweise sogar von Konzerten, die nicht einmal stattgefunden haben. Aus diesen Gründen hat das EU-Parlament beschlossen, dass nicht mehr mit Hilfe von automatisierten Programmen massenhaft Eintrittskarten bestellt werden darf. Völlig zu Recht fordert die SPD-Bundestagsfraktion daher, härter gegen die Abzocke von Viagogo vorzugehen und die entsprechende EU-Richtlinie rasch in deutsches Recht umzuwandeln. Das hat nichts mit Sozialismus zu tun, sondern mit Verbraucherschutz!

Ein seriöses Unternehmen wie der Verlag Parzeller darf sich nicht mit solchen Unternehmen gemein machen. Das tut Ihr Autor Manfred Schermer in seinem populistischen anmutenden und offensichtlich nicht recherchierten Kommentar offensichtlich.

Im Namen des Vorstandes des SPD-Unterbezirks Fulda fordert ich Sie auf, das schnellstmöglich richtig zu stellen!

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Waschke, MdL
Vorsitzende SPD UB-Fulda